DER TAUFSTEIN

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Der Taufstein, aus Bentheimer Sandstein gehauen, stammt aus dem frühen 13.Jahrhundert und ist einer der ältesten Taufsteine im Rheinland. Der frühromanische Stil gehört dem nordwestfälischen oder Bentheimer Typus an (*1), der in einer im Mittelalter bedeutenden Steinmetzwerkstatt der Grafschaft Bentheim entstand. Da die Ornamente über einen langen Zeitraum verwendet wurden, lässt sich das Alter des Taufsteins schwer festlegen. Es kann bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurückgehen. Wahrscheinlicher ist, dass der Taufstein mit dem Bau der romanischen Hallenkirche in der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert nach Götterswickerhamm kam. 

Der Taufstein besteht aus einem quadratischen Sockel, auf dem eine gedrungene Säule, darauf eine wulstartige Platte und darüber eine mächtige Bütte lastet. Der breite Rand der Bütte ist mit grob gehauenen Friesen geschmückt, einem wellenartigen und zwei flachen umlaufenden Bändern. Unter den Bändern befinden sich zu drei vierteln grobe Ornamente. Ein Viertel besteht aus sechs unregelmäßig gearbeiteten eichelförmigen Gebilden. Im Zentralmuseum in Utrecht steht ein ähnlicher Taufstein, an dem diese Gebilde als Köpfe mit Hüten und Gesichtern zu sehen sind  (*2). Der Taufstein in Götterswickerhamm ist jedoch zu verwittert, um dies noch zu erkennen. Die Taufbütte ist ca. 40 cm tief, so dass bei der Taufe der Täufling eingetaucht werden konnte. Damit sollte symbolisch spürbar werden, dass altes Leben untergeht und neues Leben in Christus entsteht. Dieser Aspekt der Taufe wird auch durch die vier aufrecht sitzenden Löwen betont. Sie sind auf den vier Ecken des Sockels vor die Säulen gesetzt und ihre Vorderpfoten und Köpfe  scheinen sich gegen die über ihnen liegende Platte zu stemmen. Das sehr alte Motiv der Löwen symbolisiert das Heidentum, das durch die Taufe in dem neuen Leben mit Christus überwunden wird. 

Als Symbol für das frühere Untertauchen des Täuflings wird bei der Taufe heute dreimal Wasser über seinen Kopf gegossen. Dieser Taufpraxis gemäß gab die Gemeinde 1933 bei einer Wuppertaler Kunstwerkstatt einen Messingaufsatz für das heutige Becken in Auftrag (Anlage 1). Dieser besteht aus einer runden, gebogenen Halterung, in der in der Mitte eine kleine Schale eingehängt ist. Mit einem halbkugelförmigen Deckel lässt sich die Schale abdecken. Sein Griff besteht aus einem Kreuz, an dessen beiden Seiten Sonne und Mond angebracht sind. Am Rand der Schale stehen die Worte „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Johannes 3,30). Diese Worte spricht Johannes der Täufer, um deutlich zu machen, dass Jesus Christus der Messias ist und er in seinem Namen tauft. Die Datierung des Johannistages (um die Sommersonnenwende) und des Weihnachtstages (um die Wintersonnenwende) gehen auf diesen Vers zurück. Die Sonne und der abnehmende Mond können darauf ebenso ein Hinweis sein, wie auf den Psalmvers „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn“ (Psalm 50,1). 

Während im frühen Mittelalter und teilweise noch später besondere Taufkapellen (Baptisterien) gebaut wurden, setzte sich seit dem 11. Jahrhundert der Taufstein durch, der vielfach im westlichen Eingang der Kirche aufgestellt wurde, um den Aspekt der Taufe als Aufnahme in die christliche Gemeinde hervorzuheben. Heute stehen Taufbecken meist im Altarraum, womit die Nähe der beiden Sakramente (Taufe / Abendmahl) betont wird (*3). Der Taufstein in Götterswickerhamm hat innerhalb und auch außerhalb der Kirche an verschiedenen Orten gestanden. Da er im Jahre 1834 beim Bau der heutigen Kirche wahrscheinlich nicht mehr dem Geschmack der Zeit entsprach, wurde er aus der Kirche entfernt und verschwand in einer Pastoratsscheune. Dort entdeckte ihn der damalige Ortspfarrer Walter Petri und ließ ihn wieder in der Kirche aufstellen (*4). Zunächst war er in den Pfeiler neben der Sakristeitüre zu einem Drittel eingemauert (Abb. 1). Von dort wurde er vor Ostern 1933 entfernt und vor dem Altar frei aufgestellt. Seit einiger Zeit steht er auf der rechten Seite im Altarraum. 

*1 Walter Neuse: Die Geschichte der Gemeinde Götterswickerhamm, Beiträge zur Geschichte und Volkskunde des Kreises Dinslaken, Bd. 9, 1971, S. 75 
*2 Dr. Cläre Pelzer: Alte Taufsteine, Heimatkalender Kreis Dinslaken 1959, S. 66, 67 
*3 Birgit Neumann, Antje Rösener: Kirchenpädagogik, Gütersloher Verlagshaus, 2.Aufl., 2003
*4 Wolfgang Petri: Aus der Geschichte der evangelischen Kirche in Götterswickerhamm, Kirchenarchiv, 71/1-3-3 

Bildunterschriften
Abb. 1 Der Taufstein um 1930, eingemauert im Pfeiler, noch ohne Taufschale
Abb. 2 Heute steht der Taufstein frei im Altarraum rechts vom Altar. 
 

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