Die Faust-Orgel und ihre Geschichte 

Die Orgel ist eine der wenigen noch existierenden Instrumente der Orgelbaufirma Faust aus Schwelm. Sie wird als "romantische" Orgel bezeichnet, weil sie durch ihre Bauweise als Taschenladenorgel mit elektro-pneumatischer Traktur wegen ihres weichen Klangs für die Wiedergabe der Musik der Romantik besonders gut geeignet ist. 

Sie wurde am Sonntag Cantate 1933 mit einem Festgottesdienst eingeweiht und ersetzte die Ibach-Orgel, die seit 1834 den Gottesdienst begleitet hatte und durch Altersschwäche und Witterungseinflüsse (sie trug zum Schluss sogar ein Regendach) unbrauchbar geworden war. Über die Aufstellung der Orgel und die Orgelweihe berichtet die Weseler Zeitung vom 11.05.1933: „Seit der Zusammenlegung der Gemeinden Voerde und Götterswickerhamm 1925 war für eine neue Orgel in der Gemeinde gesammelt worden. … Bis auf 1900,- Rm (Reichsmark), die seit 1925 der Kirchenkasse entnommen wurden, und 1454,- Rm an Zinsen sind die 87074,- Rm des Orgelfonds ganz durch Gaben aus der Gemeinde zusammengekommen. Besonders eifrig haben die Frauenhilfen der Gemeinde in edlem Wettstreit 1815,- Rm aufgebracht. Vor der Aufstellung der Orgel musste in der Kirche allerlei ausgebessert werden. Die Sakristei wurde trockengelegt und vom Schwamm befreit, ferner eine ganze Reihe wurmstichiger und schwammiger Balken und Dielen an der Decke erneuert. (*1) Anfang März 1945 stand die Kirche unter schwerem Artilleriebeschuss. Hereinbrechende Schuttmassen machten die Orgel unbrauchbar. Erst 1953 konnte sie wiederum nur mit Hilfe von Spenden, besonders der Frauenhilfen, erneuert und sogar erweitert werden (*2). 1989 war die Orgel erneut restaurierungsbedürftig, so dass die Kirchengemeinde zunächst die Anschaffung eines neuen Instrumentes plante. Die Examensarbeit eines Studenten der Kölner Musikhochschule über Faust Orgeln weckte jedoch den Wunsch zum Erhalt der Orgel. Auch dieses Mal musste der Orgelraum saniert werden. Dass diese Aufgabe die finanziellen Möglichkeiten der Kirchengemeinde überstieg, führte im Frühjahr 1993 mit zur Gründung des Fördervereins Baudenkmal Kirche Götterswickerhamm. 

1993 stellte die Denkmalbehörde die Orgel unter Denkmalschutz (*3). Der Seltenheitswert einer Faust-Orgel ist durch Kriegszerstörungen und durch den allgemeinen Geschmackwechsels auf dem Gebiet der Orgelmusik begründet. 

Die Faust-Orgel in Götterswickerhamm besitzt 15 Register und 4 Transmissionen mit insgesamt 1068 Pfeifen, die auf zwei Manuale verteilt sind. Die pneumatische Ladenart enthält als Tonventile Ledermembranen oder -taschen, die durch Druckluft (Arbeitswind) vor die Öffnungen zu den Pfeifen gepresst werden und so dem Spielwind den Weg von der Registerkanzelle in die Pfeife versperren. Wird eine Taste gedrückt, so wird der Arbeitswind aller Membranventile für diesen Ton abgelassen. Durch den Druck des Spielwindes geben die Membranen die Pfeifenöffnungen frei, so dass die Pfeifen den Ton erzeugen können. Der Arbeitswind wird durch ein Relaisventil elektrisch gesteuert (*4). Vorteile sind hohe Präzision und Geschwindigkeit, leichte Spielbarkeit und wenig Nebengeräusche. Darüber hinaus kann der Spieltisch vom Instrument getrennt aufgestellt werden. Nachteile bestehen in der gewöhnungsbedürftigen leichten Verzögerung des Tons und in der Reparaturanfälligkeit durch Verschleiß und Undichtigkeit der Ledermembranen. 

Mitautor Winand Rockhoff 

1  Weseler Zeitung vom 11.05.1933, Götterswickerhamm, Orgelweihe in Götterswickerhamm 
2  Rheinische Post vom 04.03.1953, Neue Orgel klingt in alter Kirche,.
3  Denkmalliste der Stadt Voerde, A. Baudenkmale, Nr. 20, Orgel der Ev. Kirche Götterswickerhamm 
4  Wikipedia, Orgel, Traktur im Internet 

Anhang: Brief des Konsistoriums 

Abbildungen:
- Orgeltisch
- Das Innere der Orgel von der Empore aus fotografiert